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Juli 09, 2018

Gunther Panowitz lenkt als Geschäftsführer seit vielen Jahren die Geschicke der MGG Metran. Für den Amstettner war Recycling bereits 1990 ein Zukunftsthema. So zog er es damals vor, bei den schmutzigen Aufbauarbeiten der Trennanlagen in der Müller-Guttenbrunn Gruppe mitzuhelfen, als anderswo einen besser bezahlten Bürojob anzunehmen. Mittlerweile muss sich der 51-Jährige mit unterschiedlichsten Aufgaben befassen, um den reibungslosen Ablauf im Werk in Kematen sicherzustellen. Dennoch ist die Liebe am Tüfteln, wie Anlagen optimiert und verbessert werden können, geblieben, wie er im Interview verrät.

Herr Panowitz, können Sie sich noch an Ihre Anfangszeit hier bei MGG Metran erinnern?

Gunther Panowitz: Ja – das habe ich noch vor mir. Anfang der 1990er Jahre gab es hier weder Strom noch Telefon. Das Wasser für die Kaffeemaschine haben wir uns damals von zuhause mitgenommen – und das Wort Recycling haben noch nicht viele Leute gekannt. In der Müller-Guttenbrunn Gruppe habe ich 1990 zu arbeiten begonnen. Im ersten Jahr war ich zunächst noch in Amstetten beschäftigt, ehe ich 1991 zu Metran gekommen bin. Zum Glück ist es danach steil bergauf gegangen und die Infrastruktur ist von Jahr zu Jahr modernisiert worden.

Wie präsentiert sich das Werk heute?

Panowitz: Mittlerweile haben wir neben einem modernen Bürogebäude neun Hallen, fünf Materialbunker, 15 Trenn- und Sortieranlagen und einen eigenen Bahnanschluss – um einen Grobüberblick zu geben.

Das Besondere an den Anlagen ist ja ihre Flexibilität…

Panowitz: Genau so ist es. Wir können an einem Tag Holzschredder-Fraktionen entmetallisieren, am nächsten Getränkedosen sortieren und keine 24 Stunden später schon wieder Alu-Bleche von Steinen trennen. Dadurch können wir unterschiedliche Quellen von Recycling-Material anzapfen und sind so weniger abhängig. Besonders gewachsen ist in den vergangenen Jahren der Anteil an E-Schrott. In diesem Bereich werden wir heuer wohl 25.000 – 30.000 Tonnen Kunststoff-Metall-Fraktionen für die Wiederverwertung trennen.

Wie groß müssen die Teile sein, um getrennt werden zu können?

Panowitz: Wir haben bereits vor 15 Jahren damit begonnen, Metall in Korngröße zu trennen. Es gelingt uns also, Metalle und Metallkonzentrate, die kleiner als einen Millimeter sind, aus dem gesammelten Recycling-Material zu separieren. Das ist vor allem bei teuren Metallen wie Gold, Silber oder Palladium wichtig. Diese werden aufgrund ihres Preises oft nur dünn aufgetragen oder in kleinen Teilen verbaut.

Die Rückgewinnung ist umso wichtiger, wenn man weiß, wie energieintensiv und teilweise umweltschädlich die Gewinnung dieser Metalle ist…

Panowitz: So ist es! Diese Edelmetalle schleppen ja aufgrund ihrer Gewinnung einen großen CO2-Rucksack mit sich herum. Das gilt für die seltenen Edelmetalle genauso wie für Aluminium. Mit einer einzigen Tonne Aluminium aus Recycling-Material kann man im Vergleich zu einer Tonne Aluminium zum Beispiel 10 Tonnen CO2 einsparen! Aus diesem Grund tüfteln wir auch ständig an der Weiterentwicklung unserer Feinkorn-Aufbereitung.

Es ist wohl auch dieses ständige Tüfteln, das MGG Metran und seine Mitarbeiter auszeichnet – oder?

Panowitz: Ja, unser Team macht uns besonders. Unsere 45 Mitarbeiter greifen Ideen aus vielen Bereichen auf und setzen sie auch um. Bei uns gibt es kein „Hätt i, war i, …“, sondern viel „try and error“. Wir sind allesamt neugierig, probieren vieles aus und schauen, ob wir es vielleicht anders machen können. Das macht viel Spaß – und wir haben definitiv ein tolles Betriebsklima. Wir lachen viel, weil wir Arbeit mit Gaudi kombinieren können.

Die vielen Ideen sind wohl auch nötig, sortiert man bei MGG Metran doch ganz unterschiedliche Materialien. Welche sind das überhaupt?

Panowitz: Unser wichtigstes Material ist Aluminium, gefolgt von Edelstahl, Kupfer, Zink, Blei und weiteren Metallen. Mittlerweile verfügen wir auch über eine Kunststoff-Sortieranlage. Dadurch schlagen wir pro Jahr 90.000 Tonnen an Material um – vieles sogar mehrfach, um es sortenrein zu trennen. Wir können also ein breites Spektrum an Abfällen sortieren. Dafür brauchen wir dann auch unterschiedliche Herangehensweisen. So trennen wir Materialien aufgrund ihrer Dichte, ihrer Farbe oder ihrer Reibungseigenschaften. Im Grunde ist es oft einfache Physik mit der richtigen Idee kombiniert…

…und mit der richtigen Technologie – oder?

Panowitz: Die Technologie schreitet natürlich ständig voran. Was heute mit 3D-Kameras und Sensoren möglich ist, war vor zehn Jahren noch gar nicht denkbar. Die Rechnerleistung ist derartig gestiegen – und es wird weiterhin Technologiesprünge geben. Daher investieren wir bei uns alle zwei bis drei Jahre in die neueste Technologie.

Die aktuellste Investition betraf das sogenannte „Bobby-Car-Projekt“, bei dem Kunststoffverbunde – etwa mit Eisen oder Metall – auseinandersortiert werden. Wie groß war dabei das Investitionsvolumen?

Panowitz: Ja, wir haben schon vor Jahren gesehen, dass wir etwas unternehmen müssen, damit der teure Kunststoff nicht einfach in der Verbrennungsanlage landet und verbrannt wird. Insgesamt haben wir in der MGG Metran knapp zwei Millionen Euro investiert. Alleine die Vorzerkleinerung mit einem mobilen Schredder bedeutete ein Investment von knapp 500.000 Euro. Diese Investitionen sind oft ein gewisses Risiko, weil nicht absehbar ist, ob alles so umgesetzt werden kann, wie man es geplant hat. Wir scheuen uns jedoch nicht, solche wichtigen Projekte in Angriff zu nehmen.

Wie ist der aktuelle Stand beim „Bobby-Car-Projekt“?

Panowitz: Das Projekt ist gut angelaufen und wir bekommen mittlerweile aus den Altstoff-Sammel-Zentren einiges an Material. Es könnte aber noch wesentlich mehr sein. Daher ein Appell an alle, die altes Spielzeug, Duschwände, Kanister und ähnliches entsorgen wollen: Bringen Sie diese zu den Containern für unser Projekt in den Altstoff-Sammelzentren. Dabei ist es überhaupt kein Problem, wenn viele Metallteile verbaut sind. Genau dafür haben wir unsere Anlage ausgelegt.

Wohin wird der Weg dann in Zukunft für das Werk von MGG Metran gehen?

Panowitz: Wir werden weiterhin flexibel bleiben und immer ein Auge darauf haben, was uns an Abfällen in Zukunft erwarten wird. Hier muss man vorausdenken. Ein Beispiel: Früher haben wir die Bestandteile von 25 Kilogramm schweren Computern getrennt, heute stammen die Materialien von leicht gebauten Smartphones. Genau an diese Veränderungen müssen wir uns schon im Voraus anpassen. Das heißt: Wir müssen fünf Jahre in die Zukunft blicken. Wir werden bestimmt auch neue Stoffströme in Angriff nehmen und noch weiter in die Tiefe gehen, und mit den Maschinen von morgen noch sortenreiner trennen.

Dafür wünschen wir Ihnen und Ihrem innovativen Team weiterhin viel Erfolg!